Filmrezensionen

Dienstag, 14. März 2006

Der Tod lauert überall...

...das muß auch der Meister-Dedektiv Hercule Poirot alias Sir Peter Ustinov erfahren, als er sich auf eine erholsame Nilkreuzfahrt begibt.

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Die Meisterin der Kriminalromane "Queen of Crime" Agatha Christie konnte sich keinen besseren Hintergrund für einen Mord aussuchen. In "Tod auf dem Nil" begibt sich eine schillernde Gruppe reicher Persönlichkeiten in einem luxuriösen Dampfschiff auf eine Nilkreuzfahrt, vorbei an historischen ägyptischen Stätten.
An Bord der "Karnak" reisen die verschiedensten Individuen einer dekadenten Gesellschaft. Vom reichtumverachtenden Kommunisten über alt- und neureiche Herren und Damen der gehobenen Klasse, bis hin zum weltbekannten Arzt und gerissenem Anwalt ist alles vertreten.
Im Mittelpunkt dieser Gesellschaft steht die junge, reiche Erbin Linnet Ridgeway, die in Ägypten ihre Flitterwochen mit dem attraktiven Anwalt Simon Doyle verbringen möchte. Nur hat sie den ihrer ehemaligen Vertrauten ausgespannt, die wild entschlossen ist, das frisch gebackene Paar bei seiner Hochzeitsreise zu stören. Sie folgt ihnen auf Schritt und Tritt. Bei einer nächtlichen Szene mit ihrem Ex-Liebhaber zieht sie eine Pistole und schießt ihm ins Bein. Während noch alle mit diesem Ereignis beschäftigt sind, liegt die reiche Erbin jedoch schon tot in ihrem Bett.

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Dies ist der Zeitpunkt für den französisch... entschuldigung belgischen Meister-Dedektiv Hercule Poirot, der selbstverständlich auch in seinem Urlaub nicht davor zurückschreckt, seine "kleinen grauen Zellen" anzustrengen. Dabei steht ihm der Anwalt Colonel Race zur Seite. Sehr bald stellt sich heraus, dass beide in ein Wespennest gestochen haben. Jeder auf dem Dampfer hat etwas zu verbergen und Christie-typisch steht jeder auf dem Schiff in irgendeiner Verbindung zur Toten. Alle scheinen handfeste Motive für den Mord zu haben, doch niemand will es gewesen sein. Dann geschieht sogar noch ein weiterer...


Meinung:

Ich habe diese Rezension absichtlich knapp gehalten, um diejenigen, die den Film noch nicht gesehen haben, nicht den Spaß zu verderben. Wie ihr ja mitlerweile schon erkannt habt, bin ich ein großer Fan der Christie Filme. In der Tat hat mich diese filmische Umsetzung von Agatha Christies Werk "Death on the Nile" stark beeindruckt. Nicht nur, dass der Dampfer mit einer absoluten Star-Besetzung den Nil herunterfährt und Sir Peter hier in voller Hochform aufläuft, auch die Geschichte hat es in sich. Kennt man die Art der Cristie Filme nicht, wird man bis zur Auflösung des Falles durch Poirot nicht oder nur schwer darauf kommen, wer den Mord nun verübt hat. Hier liegt meiner Ansicht nach die große Faszination des Filmes. Die Genialität des Tatherganges ist letztendlich einfach überwältigend. Doch auch besonders der Mix aus interessanten Charakteren und exotischen Schauplätzen übt eine große Faszination aus; alles hat soviel Stil und Größe, wie sie heute nicht mehr im Kino zu sehen ist. Es ist ganz im Sinne von Agatha Christie - und herrlich 'british'.

Ich spreche hier eine uneingeschränkte Empfehlung aus ! Auch für diejenigen, die sonst mit Krimis nichts anfangen können. Dieser Film gehört zu einem meiner Lieblingsfilme überhaupt. Auch der Nachfolger "Das Böse unter der Sonne" ist ähnlich aufgebaut und ebenfalls sehr empfehlenswert. Doch vorsicht, es existiert bereits eine Neuverfilmung fürs Fernsehen von 2003, diese ist nicht zu empfehlen und sehr langatmig gedreht. Achtet auf das Original mit Sir Peter Ustinov.

Also dann,
Bon voyage !

Dienstag, 31. Januar 2006

Dem Täter auf der Spur...

ist die Dame namens Jane Marple aus dem fiktiven Dörfchen Milchester trotz ihres fortgeschrittenen Alters zu jeder Tageszeit. Und in der Tat ist unsere Miss Marple noch keine sinile Jungfer, wie sie etwa scherzhaft von Inspector Craddock betitelt wird. In 4 Filmen von George Pollock, die grob an die original Buchfassungen von Agatha Christie angelehnt sind, läuft die begnadete Charakterdarstellerin Margaret Rutherford zu Hochformen auf. Ihr ist es zu verdanken, dass aus den 4 Filmen 4 völlig neue einzigartige Kriminalgeschichten geworden sind, die bis zur heutigen Zeit meiner Ansicht nach in Spannung und Darstellung ihresgleichen suchen.

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Für alle unter euch, die noch keine der Filme kennen, hier eine kurze Zusammenfassung:


16:50 UHR AB PADDINGTON (1961, "Murder, She Said")

Als Miss Marple bei einer Zugfahrt aus dem Fenster schaut, sieht sie wie in einem vorbeifahrenden Zug eine Frau ermordet wird. Zuhause angekommen, meldet Miss Marple das Gesehene der Polizei. Doch da die Leiche der Frau nirgends zu finden ist, glaubt die Polzei Miss Marple nicht. Grund genug für die alte Dame, sich selbst auf die Suche nach der Leiche und dem Mörder zu machen...
Dies ist der erste von insgesamt vier Miss Marple Filmen mit Margaret Rutherford.
Regie, wie bei den drei anderen Filmen führte George Pollock ("Great Expectations", 1946).Die Story beruht auf dem Roman "4:50 From Paddington" von Agatha Christie.


DER WACHSBLUMENSTRAUSS (1963, "Murder at the Gallop")

Der alte und sehr wollhabende Mr. Enderby stirbt an einem Herzinfarkt, doch Miss Marple hat da so ihre Zweifel und glaubt, dass Mord im Spiel ist. Da die Polizei ihr wieder einmal nicht glauben will, nimmt sie selbst die Ermittlungen auf und quartiert sich in einem Reit-Hotel ein, das einem Verwandten von Mr. Enderby gehört...
Das Buch auf dem der Film basiert stammt von Agatha Christie, jedoch handelt es sich dabei um einen Roman, in dem nicht Miss Marple sondern Hercule Poirot den Fall löst.


VIER FRAUEN UND EIN MORD (1964, "Murder Most Foul")

Mrs McGinty ist tot. Miss Marple ist wieder einmal die einzige, die an Mord glaubt und so ermittelt sie wieder auf eigene Faust und begibt sich damit in tödliche Gefahr...
Der Film basiert auf Agatha Christies Roman "Mrs. McGinty is dead", indem allerdings nicht Miss Marple ermittelt, sondern der belgische Detektiv Hercule Poirot. Im Film wird Agatha Christies Buch "4:50 From Paddington" erwähnt, als Miss Marple im Koffer des Opfers Flugblätter für eine Theatervorstellung findet.


MÖRDER AHOI (1964, "Murder Ahoy")


Miss Marple ist an einem Fond beteiligt, der jungen Kriminellen wieder auf den rechten Weg helfen soll. Als einer der anderen Fond-Teilhaber ermordet wird, tippt Miss Marple auf Mord. Auch diesmal kann sie sich bei ihren Ermittlungen einzig und allein auf die Hilfe von Mr. Stringer stützen...
Der Film basiert diesmal nicht auf einer Romanvorlage von Agatha Christie, sondern entstammt einzig und allein der Feder der Drehbuchautoren David Pursall und Jack Seddon.



Der mit viel Ironie und Humor inszenierte erste Film der Quadrologie "16.50 Uhr ab Paddington" wurde 1961 zum Erfolg. Es ist keine laute, brüllende Komik, der Humor entsteht vielmehr aus der Interaktion der Figuren, dem Tempo, mit der die Geschichte erzählt wird und den liebenswerten Sticheleien gegen das englische Ständesystem. Dazu tragen ebenfalls merklich der etwas schüchtern wirkende, haasenfüßige Freund Miss Marples Mr. Stringer als auch der nach Recht und Ordnung sinnende unverbesserliche Inspector Craddock bei, die in allen vier Filmen ihr Wegbegleiter sind. Mr. Stringer war im wirklichen Leben ihr Mann und hieß wirklich Stringer Davis.
Mit "Vier Frauen und ein Mord" ist es Pollock sogar ein Jahr später gelungen den Erfolg des ersten Filmes zu toppen. Uhrkomisch ist mit Anzusehen, wie Miss Marple hier als Schöffin in einem Mordprozess den Unmut der anderen Geschworenen und des Richters auf sich zieht Denn statt dem Prozess zu folgen, strickt sie lieber einen Pullover. Doch warum soll sie ihre Zeit mit diesem Prozess verschwenden - wo der Angeklagte doch eindeutig unschuldig ist!
Wenn man mal ehrlich ist, sind die Romane von Agatha Christie ganz schön brutal. Unterhaltend und spannend werden ihre Geschichten ja erst durch einen Mord. Und auch der dritte Teil der Serie "Der Wachsblumenstrauß" wird erst dadurch spannend, dass ein Sonderling ermordet wird und Miss Marple, wie immer ganz zufällig, in die Ermittlungen stolpert. Von allen Teilen ist dieser möglicherweise derjenige mit dem schwärzesten Humor.

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Meinung:

Trotz oder besser gesagt gerade weil diese Filme in schwarz weiß gefilmt wurden, kommt die einizigartige Stimmung des alten für mich oft mystisch wirkenden Englands der 60'er Jahre noch besser zur Geltung. Wer auf spannende, geheimnissvolle Geschichten mit unvergesslichen Charakteren steht, muß diese Filme gesehen haben. (Wer noch keinen kennt: Asche über euer Haupt :)) Meiner Ansicht nach gibt es nur sehr wenige Filme, besonders der heutigen Zeit, die diese alt-englische Atmosphäre zusammen mit perfekt besetzten Rollen bieten. Auch die eingängige "Jagdmusik" trägt sehr zu diesem Gesammtkunstwerk bei.

Mein Tipp: Gönnt euch die DVD-Box mit allen 4 Filmen. An diese Filme kommen nur noch die "Poirot" Filme ran. Doch das ist eine andere Rezension...

Dienstag, 20. Dezember 2005

Auf Messers Schneide...

In meiner neuen Rubrik "Filmrezensionen" werde ich in Zukunft eine Auswahl an Filmen vorstellen, die mich sehr stark geprägt oder ergriffen haben.
Beginnen möchte ich mit dem Science-Fiction Film "Blade Runner" von Ridley Scott.

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Wir schreiben das Jahr 2019. Die Großstadt Los Angeles ist zu einem verdunkelten, smogverhangenen, mystisch schaurigen Ort geworden, an dem ein permanenter saurer Regen fällt. Die Stadt ist schmutzig, überbevölkert und die Menschen sind permanenter Werbung ausgesetzt. Mächtige Konzerne wie die Tyrell Corporation sind die eigentlichen Beherrscher dieser Welt. Die Tiere sind fast ausgestorben und nur als teure, künstliche Wesen zu erhalten. Ein besseres Leben auf fernen Planeten wird versprochen, Welten, die durch so genannte Replikanten erschlossen worden sind. Da diese Androiden von Menschen äußerlich nicht mehr zu unterscheiden sind, jedoch über weit größere Kräfte bzw. Fähigkeiten verfügen als normale Menschen und im Laufe der Zeit eigene Gefühle und Ambitionen entwickeln, hat man ihnen eine Lebensdauer von nur vier Jahren eingebaut. Erinnerungen an eine real nicht existierende eigene Vergangenheit werden den Replikanten künstlich "einprogrammiert", wodurch ihre geistige Gesundheit sichergestellt werden soll. Den Replikanten ist es unter Androhung der Todesstrafe verboten, die Erde zu betreten. Für die Durchsetzung dieses Verbotes, also die Aufspürung und Exekution von Replikanten, die doch auf die Erde gelangen, sind spezielle Polizeibeamte, die Blade Runner, verantwortlich. Als einige Replikanten der weit entwickelten Serie Nexus-6 ein Shuttle kapern, Menschen töten und auf die Erde fliehen, wird der Ex-Cop Rick Deckard (Harrison Ford), ein Blade Runner, eingeschaltet. Im Verlauf seiner Ermittlungen verliebt er sich in die von der Tyrell-Corporation hergestellte Replikantin Rachel. Durch seine Gefühle für sie entstehen in Deckard erste Zweifel an der Richtigkeit seines Jobs. Wieviel Zeit ihnen bleibt, wissen die beiden nicht.

Obwohl der Film kurz nach seinem Erscheinen im Jahre 1982 an den Kinokassen floppte (u.a. bedingt durch das Erscheinen von E.T. im selben Jahr), erlangte er über die Jahre zunehmend an Bedeutung für Filmfans, -kritiker und Filmemacher. Trotz seiner Science Fiction Thematik ist "Blade Runner" ein typischer Vertreter der alten Film-Noir Filme. Er gilt bis heute als Vorbild (in technischer als auch in thematischer Hinsicht) für viele andere Science Fiction Geschichten, wie "The Matrix". Der Großteil des Publikums schätzt inzwischen die vielschichtigen Deutungsmöglichkeiten der Figuren und die durch den Zukunftspessimismus der 1980er Jahre geprägte realistische Vision einer kalten und dunklen urbanen Welt. Der Film gilt als atmosphärisch und visuell prägend für die später ebenfalls in den 1980er Jahren entstandene Literaturrichtung Cyberpunk.

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"Do Androids Dream of Electric Sheep?" - dies ist die philosophische Frage, die Philip K. Dick im Titel seines Romans, der die Vorlage zu "Blade Runner" lieferte, formuliert und der der Film nachzugehen versucht. Die anfänglich klaren Trennlinien zwischen Mensch und technisch perfektem Humanoiden verwischen sich, gehen schließlich ganz verloren. Es geht also um die Frage des Wirklichkeitsbegriffs. Können wir unserer Wahrnehmung trauen oder ist letztlich doch nur alles, woran wir uns erinnern, eine (künstlich?) geschaffene Illusion? Die Androiden mit der begrenzten Lebensspanne von 4 Jahren, die zu ihrem Schöpfer, dem Chef des allmächtigen Replikantenkonzerns Tyrell Corporation, zurückkehren, um von ihm mehr Leben einzufordern, stehen nicht nur für den Aufstand der unterdrückten Klasse gegen ihren Herrscher, sondern sind gleichzeitig eine Metapher für die Sinnsuche des Menschen und seine vergebliche Suche nach ewigem irdischen Leben. Am Ende, als der Blade Runner (Harrison Ford) mit der höchstentwickelten Replikantin flieht, anstatt sie seinem Beruf entsprechend zu exekutieren, heißt es: "Zu schade, dass sie nicht leben wird - aber wer tut das schon?" - diese offene Frage, die die Grundaussage des Films nochmals prägnant formuliert, bleibt unbeantwortet.

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Meinung:

Dieser Film strotzt nur so vor unglaublich authentischer Atmosphäre. In keinem anderen Film kommt meiner Ansicht nach die düsterne Zukunftsperspektive einer Großstadt (unserer Welt) realistischer zum Ausdruck, als in diesem. Selbstverständlich tragen die sauber gezeichneten Charaktere sehr dazu bei. Harrison Ford tritt als zunächst scheinbar aufgeklärter "Blade Runner" auf, verliert im Laufe des Films seinen Sinn für die wirkliche Realität und wirkt zunehmend angeschlagen und bemitleidenswert. Rudger Hauer erscheint als gestandener Replikant "Roy", der beweist, dass seine "Rasse" mehr ist als eine bloße Maschine. Letztendlich trägt der einmalige Soundtrack von Vangelis maßgeblich dazu bei, dass man sich gedanklich immer wieder in dieser möglichen Zukunft verliert. Ich könnte hier noch Stunden weitererzählen, aber ihr solltet den Film selbst gesehen haben, denn Bilder und Töne sagen mehr als Worte...

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